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Warum dir deine Spiritualität nicht peinlich zu sein braucht

Letztens hatte ich eine Unterhaltung mit einer Bekannten, die mir sagte, sie möchte nicht, dass alle von ihren Freunden erfahren, dass sie sich für spirituelle Themen interessiert. Denn die anderen hätten nichts damit zu tun und würden es vor allen Dingen nicht verstehen. Diese Unterhaltung hat mich dazu veranlasst über dieses Thema nochmal intensiver nachzudenken und diesen Artikel hier zu schreiben. Denn ich habe Gefühl, dass Spiritualität in unserer Gesellschaft teilweise noch ein Tabuthema ist und oft falsch verstanden wird.

Spiritualität = dogmatisch & altbacken?

Ich weiß, dass bei einigen allein schon das Wort Spiritualität ein komisches Gefühl und Widerstände auslöst. Für viele Menschen hört sich spirituell zu sein einfach ziemlich altbacken und nach einer Menge Dogma an. Zudem kommt noch, dass man über den eigenen Glauben normalerweise genau so wenig redet, wie darüber, wenn man bei der letzten Bundestagswahl sein Kreuzchen geschenkt hat.

Warum ist das so?

Meiner Meinung nach ist dieses Thema oft von Ängste und Vorurteilen besetzt, die aber von beiden Seiten kommen. Die Angst eines Suchenden für seinen Weg und inneres Bedürfnis bewertet zu werden. Und die Angst eines Außenstehenden missioniert und belehrt zu werden.

Ängste und Dogma kleben aber nur an diesem Thema, wenn wir dem Ganzen weiter Leben geben. Wenn wir selbst eine suchende Seele sind und davon ausgehen, dass alle anderen das sowieso nicht verstehen, schafft das nur noch mehr Distanz zwischen mir und dem anderen. Wie nehmen unserem Gegenüber die Autonomie auf seine eigene Reaktion und machen aus unserem tiefen innerlichen Bedürfnis eine Tabu-Thema.

Ich kann nachvollziehen, wenn die eigene Spiritualität für einen selbst eine persönliche Angelegenheit ist. Schade finde ich nur, wenn man versucht einen Teil seiner Persönlichkeit geheim zu halten, weil man Angst hat, dass das Umfeld einen dann für abgedreht und nicht normal erklärt.

Wir alle haben so unsere Themen, die wir nicht gerne offen auf den Tisch legen, unsere Wundenpunkte, die uns peinlich sind. Natürlich kenne ich auch aus meinem eigenen Leben das Gefühl bestimmte Bereiche nicht zeigen zu können, wie sie sind, aus Angst bewertet zu werden. Mir hat geholfen radikal ehrlich zu sein, auch wenn das manchmal bedeutet erstmal durch eine Menge Scham zu gehen.

Ist spirituell zu sein wirklich so altbacken?

Wir im Westen befinden uns momentan in einem neuen, ich würde behaupten erwachenden Zeitalter. Immer mehr Menschen merken, dass die Überflussgesellschaft und der Materialismus keine Quelle beständiger Freude ist, sondern im Gegenteil etwas ist, dass uns fordert und auf Dauer nicht wirklich glücklich macht. Viele von uns sehnen sich nach echten Werten und Führung im Leben.

Die Suche nach einem höheren Sinn ist etwas sehr natürliches. In Indien ist Spiritualität ganz normal in den Alltag verflochten. Es wird keine große Sache daraus gemacht, sondern es ist etwas das so normal ist, wie zu trinken, wenn man Durst hat.

Yoga die Wissenschaft des Glücklichseins

Als ich mal eine Ausbildung im Ashram machte, sagte mein Ausbilder “Yoga ist die Wissenschaft des Glücklichseins”. Ich finde das ist eine schöne Beschreibung, um dem ganzen mehr Leichtigkeit zu geben. Denn auch wenn nicht alle von uns unbedingt spirituelle Ambitionen haben, so möchten wir doch alle glücklich sein, oder?

Für mich persönlich bedeutet auf den spirituellen Weg zu sein, die Eigenschaften zu entwickeln, die ich für ein glückliches Leben brauche. Dafür sind keine Räucherstäbchen notwendig (auch wenn ich täglich welche benutze), sondern ein kultivieren von Mitgefühl, Gelassenheit und Dankbarkeit.

Was ich hier sagen möchte: Es gibt weder einen Grund sich für deine Spiritualität zu schämen, noch gibt es einen Grund sich deswegen besonders geil zu fühlen. Wenn du das tiefe innere Bedürfnis hast zu meditieren, dann go for it. Trau dich ruhig auch mit Menschen darüber zu sprechen, die bis jetzt nichts damit zu tun haben. Du wirst erstaunt sein, wie viel positive Resonanz du bekommen wirst. Unsere eigene Praxis sollte uns doch nicht weiter weg von den Menschen, sondern mehr zu ihnen hinführen. Ob jemand spirituell ist, oder nicht, ist dabei doch völlig egal.

Wie sind deine Erfahrungen mit dem Thema? Ich freue mich, wenn wir uns darüber in den Kommentaren austauschen.

Bildcredit: Devi’s Ashram, Schrift nachträglich hinzugefügt von Maria Ma

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10 Comments

  • Reply
    danielahutter
    8. Juli 2015 at 9:08

    Liebe Maria .. ja das erlebe ich auch oft .. ich denke es hat mit dem Vorurteil zu tun, das viele Menschen hin zur Esoterik (und dem *Mist* der dort oft angeboten / kommuniziert wird) haben, sie wollen sich nicht damit in Verbindung bringen lassen …

    Doch dabei erlebe ich selbst, ein JA zur eigenen Spiritualität (und da beachte man das Wort *spirit* – der (eigene) Geist) .. ist ein JA zu sich .. und man kann *eigentlich* nicht teilweise spirituell sein oder gar das Leben in spirituell und nichtspirituell teilen .. das führt nur zur eigenen (inneren) Zerissenheit, zum Gefühl von eigenem unrund sein ..

    Danke für deinen Artikel und den Gedankenanstoß

    Von Herzen zu dir
    Daniela

    • Reply
      Maria Ma
      8. Juli 2015 at 9:31

      Liebe Daniela,

      vielen Dank für deinen Kommentar. Das man das Leben nicht in spirituell oder teilweise spirituell unterteilen kann, sehe ich genau so wie du.
      Ich denke darum geht’s ja auch irgendwie auf dem spirituellen Weg, nicht nur einen Ashramaufenthalt, als spirituelle Reise zu sehen, sondern auch das Gespräch mit meinem Nachbarn z.B..

      Ich wünsche mir diesbezüglich einfach einen etwas lockeren Umgang in unserer Gesellschaft und das Spiritualität nicht als etwas esomäßig abgedrehtes, sondern als ein natürliches Bedürfnis angesehen wird, um das man keine große Sache mehr machen muss. Und ich glaube auch, dass in diesem Bereich ein Umdenken möglich ist. 🙂

      Alles Liebe und bis bald hoffentlich,
      Maria

  • Reply
    Natascha
    8. Juli 2015 at 13:13

    Ich finde, dass gerade jetzt, hier und heute Spiritualität auf keinen Fall altbacken ist. Meiner Meinung nach ist das sogar eher in Zeiten von Soya Latte und veganem Klopapier schon der Neuste Trend. Yogavidya boomt, Yogaschulen schießen aus dem Boden und fast jeder, der mit Spiritualität zu tun hat, wird Life Coach. Das ist natürlich überspitzt gesagt, aber ich denke, dass es im Moment an der Oberfläche cool und fast schon verpflichtend ist, bewusst zu leben. Wenn man aber tiefer geht und merkt, dass es noch mehr zu erfahren und erleben gibt, was nicht materialistisch oder cool ist, gibt es tatsächlich Menschen, die sich (hoffentlich nur änfänglich) schämen. Dann kann es nämlich schnell aus der Sicht Deiner Freunde vom coolen, tattoowierten ashtanga Yogi zum abgedrehten verrückten Hippie werden. Komisch, oder?

    • Reply
      Maria Ma
      8. Juli 2015 at 13:57

      Ja, ich finde auch, dass die (spirituelle) Yoga-Szene boomt und mal so gar nicht altbacken ist! Wenn man, wie wir, Teil dieser Bewegung ist, sieht man die Dinge natürlich auch nochmal aus einer ganz eigenen Warte, als jemand, der zu diesem Thema gar kein Zugang hat.
      Es gibt aber auch Menschen, die sich seit Jahren auf dem Weg befinden und ihn trotzdem nicht authentisch leben können, weil sie Angst haben verurteilt zu werden. Für unter anderem diese Leute habe ich diesen Text geschrieben.

  • Reply
    Yogini
    8. Juli 2015 at 15:47

    Liebe Maria,
    Ich erlebe ehr das Gegenteil. Ich bin auch eine Yogini und das aus ganzem Herzen. Trotzdem ist es mir peinlich zu sagen das ich nicht sooo spirituell bin wie man es von mir erwartet. Ich bin aufgewachsen und kulturiert im christlichen Abendland. Aber nun soll ich auf einmal an die Mythen und Rituale der indischen Hinuds glauben. Warum wird der christliche Glaube als überkommen, altbacken und ” unecht” in die Oma-Ecke geparkt, um sich dann an noch älteren und nicht weniger merkwürdigen Hindu Riten zu erfreuen, nur weil die bunter,exotischer und hipper sind und man sich dann “spirituell” nennen darf?
    Ist es vielleicht doch zu schwierig sich mit seiner eigenen Kultur zu beschäftigen und zu versöhnen? Oder vielleicht die Brücke zu schlagen und allen suchenden Seelen ihren Weg zuzugestehen?

    • Reply
      Maria Ma
      8. Juli 2015 at 19:37

      Liebe Yogini,

      vielen Dank für deinen Kommentar. Dein Erleben bringt nochmal eine ganz andere Sichtweise in die Diskussion und das finde ich sehr spannend.
      Für mich ist der Yogaweg völligst undogmatisch, so dass jeder mit seinem individuellen Glauben das Richtige für sich herausziehen kann. Es gibt ja nicht umsonst so viele unterschiedliche Religionen und spirituelle Konzepte, weil jede Seele einen anderen Zugang zum Thema braucht. Letztendlich sind es unterschiedliche Schlüssel, aber für die gleiche Tür.

      Ich glaube der christliche Glaube ist durch diverse Skandale in der Öffentlichkeit etwas in Verruf geraten. Obwohl diese Skandale natürlich nichts mit der Essenz des Christentums zu tun haben.

      Die Menschen sehnen sich nach Halt und wenn manche einen etwas “exotischeren” Weg brauchen, ist das doch auch völlig in Ordnung. Ich kenne übrigens viele Yogis, die auch christlich orientiert sind. Yoga schließt das nicht aus, im Gegenteil im Yoga Vidya Ashram hängt z.B. auch ein Jesus-Bild über dem Shrine. Und ich habe dort auch schon Weihnachten gefeiert, wo Sukadev sehr detailliert über die Bedeutung des Weihnachtsfest gesprochen hat. Auch Paramahansa Yogananda spricht immer wieder in seinen Büchern (die ich übrigens sehr empfehlen kann) über das Christusbewusstein.

      Rüdiger Dahlke hat mal gesagt, er wäre früher immer gerne Buddhist geworden. Mittlerweile denkt er, dass es einen Sinn hat, dass er in die christlich orientierte Gesellschaft geboren wurde. Ich denke, wenn wir uns trauen auf unsere Seele zu hören, können wir authentisch leben, was wir gerade brauchen, ohne das uns das peinlich zu sein braucht.

      Alles Liebe
      Maria

  • Reply
    Kirsten Reimer
    16. August 2015 at 14:27

    Danke. Ein guter Ansatz, der stärkt. Ich frage mich warum, Pfarrer, Pastoren, Mönche usw. Respekt erhalten, während die “Praktizierenden” egal welchen Glaubens, mit Misstrauen beäugt werden. Meine Religion heisst “Mensch sein” und ich bin von ganzem Herzen Yogini und auch Christin. Christin deshalb, weil ich christlich erzogen wurde. Das Bild von Swami Shivananda hängt neben Jesus, der seit Kindesbeinen an, mein bester Freund und Begleiter ist. Darüber hinaus, sind mir alle Religionen und Philosophien willkommen, die die Welt lichtvoller und liebevoller machen. So bewundere ich den Dalai Lama ebenso wie unseren derzeitigen Papst Franziskus. Es hat schlichtweg, etwas mit der Unsicherheit meines Gegenübers zu tun, wenn ich abgelehnt werde, Und es macht mir nichts aus, denn ich habe das ganze Universum hinter mir stehen :-))) Es führen viele Wege in das
    Licht, die Freude und das Glück für die Welt. Möge alles Gute in Euer Leben kommen in Leichtigkeit und Herrlichkeit. Namaste Kirsten

    • Reply
      Maria Ma
      16. August 2015 at 17:48

      Danke für deinen wunderbaren Kommentar! <3
      Alles Liebe für dich,
      Maria

  • Reply
    Suzanne
    3. Dezember 2015 at 15:10

    Hallo Maria,

    das ist ein toller, undogmatischer Beitrag, der mein Empfinden auf den Punkt bringt: Man muss sich für seine wie auch immer geartete Spiritualität weder schämen noch geil finden.

    Was mir hilft ist auch eine radikale Ehrlichkeit, wie Du sie erwähnst. Das ist zwar manchmal schwer, weil man das Gefühl hat, sich schwach und angreifbar zu machen, aber in Wirklichkeit fühle ich mich mit jedem Mal, wenn ich bei einem schwierigen oder intimen Thema wirklich aufrichtig ehrlich war, stärker als vorher.

    Danke Dir für den schönen Artikel & alles Gute!
    Suzanne

    • Reply
      Maria Ma
      3. Dezember 2015 at 20:13

      Liebste Suzanne,

      danke für deinen tollen Kommentar. 🙂

      Alles Liebe & hoffentlich bis bald
      Maria

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